Fortgeschritten Steuern 10 Min Lesezeit

Steuerrückstellungen richtig bilden

Rückstellungen für KSt, GewSt und andere Steuern zum Jahresabschluss

Einleitung

Du betreibst ein kleines oder mittelständisches Unternehmen und stehst regelmäßig vor der Herausforderung, deine Steuerlast korrekt zu berechnen und Rückstellungen zu bilden? Keine Sorge, du bist nicht allein. Die Bildung von Steuerrückstellungen ist ein komplexes Thema, das viele Unternehmer vor Herausforderungen stellt. Dabei ist es entscheidend, um böse Überraschungen bei der Steuererklärung zu vermeiden und die finanzielle Planung deines Unternehmens zu sichern. In diesem praxisorientierten Ratgeber zeige ich dir, wie du Steuerrückstellungen richtig bildest, welche gesetzlichen Anforderungen es gibt und wie du gängige Fehler vermeidest. Am Ende dieses Artikels wirst du in der Lage sein, die Steuerlast deines Unternehmens präzise zu planen und abzubilden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Steuerlast präzise berechnen: Verwende die Gewinnprognose, um die voraussichtliche Steuerbelastung zu ermitteln.
  • Vorauszahlungen berücksichtigen: Ziehe bereits geleistete Steuerzahlungen von der geschätzten Gesamtsteuerlast ab.
  • Rückstellungen vs. Verbindlichkeiten: Verstehe den Unterschied und wisse, wann eine Rückstellung und wann eine Verbindlichkeit zu buchen ist.
  • Rückstellungen auflösen: Nach Erhalt des Steuerbescheids die Rückstellung anpassen oder auflösen.
  • Buchhaltung aktualisieren: Halte deine Buchhaltung mit korrekten Buchungssätzen auf dem neuesten Stand.

Steuerlast korrekt berechnen

Die korrekte Berechnung der Steuerlast ist der erste Schritt zur Bildung einer Steuerrückstellung. Hierbei geht es darum, die voraussichtliche Steuerbelastung für das laufende Geschäftsjahr zu ermitteln.

Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Ermittlung des steuerpflichtigen Gewinns: Beginne mit deinem Jahresüberschuss aus der Gewinn- und Verlustrechnung. Berücksichtige alle steuerlich relevanten Korrekturen gemäß § 4 Abs. 1 EStG.

  2. Steuersatz anwenden: Multipliziere den steuerpflichtigen Gewinn mit dem aktuellen Körperschaftsteuersatz (15% plus Solidaritätszuschlag). Vergiss nicht die Gewerbesteuer, die abhängig von der Gemeinde ist.

  3. Vorauszahlungen abziehen: Ziehe alle im laufenden Jahr geleisteten Vorauszahlungen von der berechneten Steuerlast ab.

  4. Restbetrag als Rückstellung: Der verbleibende Betrag ist die Rückstellung, die du bilden solltest.

Beispielrechnung:

Angenommen, dein steuerpflichtiger Gewinn beträgt 100.000 Euro. Die Körperschaftsteuer beträgt 15%, plus 5,5% Solidaritätszuschlag, ergibt 15.825 Euro. Angenommen, die Gewerbesteuer beträgt 14.000 Euro. Du hast bereits 10.000 Euro an Vorauszahlungen geleistet:

  • Gesamte Steuerlast: 15.825 + 14.000 = 29.825 Euro
  • Vorauszahlungen: 10.000 Euro
  • Rückstellungsbetrag: 29.825 - 10.000 = 19.825 Euro

Unterschied zwischen Rückstellung und Verbindlichkeit

Ein häufiger Stolperstein in der Buchhaltung ist die Unterscheidung zwischen Rückstellungen und Verbindlichkeiten. Rückstellungen sind für ungewisse Verbindlichkeiten zu bilden, während Verbindlichkeiten sicher und bezifferbar sind.

Rückstellungen

  • Ungewissheit: Rückstellungen werden für ungewisse Verbindlichkeiten oder drohende Verluste gebildet (§ 249 HGB).
  • Beispiel: Die Steuer für das laufende Jahr ist noch nicht festgesetzt, daher bildest du eine Steuerrückstellung.

Verbindlichkeiten

  • Sicherheit: Verbindlichkeiten sind sicher und bezifferbar, wie bereits festgesetzte Steuerbeträge.
  • Beispiel: Der Steuerbescheid für das Vorjahr wurde erhalten, und die Zahlung ist fällig.

Auflösung von Rückstellungen bei Steuerbescheid

Sobald du den Steuerbescheid erhältst, musst du die Rückstellung anpassen oder auflösen. Dies hängt davon ab, ob die tatsächliche Steuerlast von der geschätzten abweicht.

Schritte zur Anpassung:

  1. Vergleich der Beträge: Vergleiche den Steuerbescheid mit der gebildeten Rückstellung.

  2. Anpassung oder Auflösung:

    • Wenn die Rückstellung höher ist als der Bescheid, löse den überschüssigen Betrag auf.
    • Sollte der Bescheid höher ausfallen, erhöhe die Rückstellung entsprechend.

Beispiel:

Der Steuerbescheid weist eine Steuerlast von 18.000 Euro aus. Die gebildete Rückstellung beträgt 19.825 Euro:

  • Differenz: 1.825 Euro
  • Auflösung der überschüssigen Rückstellung.

Buchungsbeispiele

Beispiel 1: Bildung einer Körperschaftsteuer-Rückstellung

Ausgangssituation: Dein Unternehmen hat eine geschätzte Steuerlast von 19.825 Euro, die du als Rückstellung bilden musst.

Buchungssatz:

KontoBezeichnungSollHaben
7600Steueraufwand19.825 €
3040Steuerrückstellungen19.825 €

Erklärung: Du belastest dein Unternehmen mit dem Steueraufwand und bildest dafür eine Rückstellung.

Beispiel 2: Auflösung nach Steuerbescheid

Ausgangssituation: Der Steuerbescheid zeigt eine tatsächliche Steuerlast von 18.000 Euro.

Buchungssatz:

KontoBezeichnungSollHaben
3040Steuerrückstellungen1.825 €
7700Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen1.825 €

Erklärung: Der überschüssige Rückstellungsbetrag wird aufgelöst und als Ertrag verbucht.

Checkliste: Bildung und Auflösung von Steuerrückstellungen

  • Ermittlung des steuerpflichtigen Gewinns
  • Berechnung der voraussichtlichen Steuerlast
  • Abzug der Vorauszahlungen
  • Bildung der Steuerrückstellung
  • Anpassung oder Auflösung nach Erhalt des Steuerbescheids

Häufige Fehler und wie du sie vermeidest

  1. Fehlerhafte Schätzung der Steuerlast: Überprüfe regelmäßig deine Gewinnprognosen und passe die Rückstellungen an.
  2. Vorauszahlungen nicht berücksichtigt: Ziehe alle geleisteten Vorauszahlungen von der Steuerlast ab.
  3. Verwechslung von Rückstellungen und Verbindlichkeiten: Prüfe, ob eine Verbindlichkeit sicher und bezifferbar ist, bevor du sie als Rückstellung buchst.
  4. Nicht rechtzeitige Anpassung: Passe Rückstellungen sofort bei Erhalt des Steuerbescheids an.
  5. Buchungssätze nicht aktualisiert: Halte deine Buchhaltungssoftware mit den neuesten Daten auf dem Stand.

Best Practices für die Praxis

  • Regelmäßige Überprüfung: Setze regelmäßige Termine, um deine Steuerlast und Rückstellungen zu überprüfen.
  • Software nutzen: Verwende Buchhaltungssoftware, die spezielle Funktionen für Rückstellungen bietet.
  • Dokumentation: Dokumentiere alle Annahmen und Berechnungen zur Steuerlast.
  • Kommunikation mit dem Steuerberater: Halte regelmäßig Rücksprache mit deinem Steuerberater, um sicherzustellen, dass du auf dem neuesten Stand bist.
  • Planung: Plane Rückstellungen in deinem Budget ein, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden.

Fazit

Die Bildung von Steuerrückstellungen ist ein essenzieller Bestandteil der Unternehmensbuchhaltung, der sorgfältige Planung und regelmäßige Überprüfung erfordert. Mit den in diesem Ratgeber beschriebenen Schritten kannst du sicherstellen, dass die Steuerlast deines Unternehmens korrekt erfasst und unangenehme Überraschungen vermieden werden. Bleibe immer auf dem Laufenden über gesetzliche Änderungen und nutze die Möglichkeiten moderner Buchhaltungssoftware, um deine Prozesse zu optimieren.