Umsatzsteuer

Soll-Versteuerung

Definition

Die Soll-Versteuerung ist eine Methode der Umsatzbesteuerung, bei der die Umsatzsteuer bereits mit Ausstellung der Rechnung an das Finanzamt abgeführt wird, unabhängig davon, ob die Zahlung durch den Kunden bereits erfolgt ist. Diese Methode wird auch als Besteuerung nach vereinbarten Entgelten bezeichnet.

Bedeutung in der Praxis

In der Praxis bedeutet die Soll-Versteuerung für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs), dass sie die Umsatzsteuer früher an das Finanzamt abführen müssen, was sich auf ihre Liquidität auswirken kann. Diese Methode ist besonders relevant für Unternehmen, die lange Zahlungsziele haben, denn sie müssen die Steuer vorfinanzieren, auch wenn das Geld vom Kunden noch nicht eingegangen ist.

Ein Beispiel: Ein Unternehmen stellt eine Rechnung über 10.000 Euro mit 19% Umsatzsteuer aus. Trotz eines Zahlungsziels von 60 Tagen muss das Unternehmen die 1.900 Euro Umsatzsteuer bereits im Monat der Rechnungsstellung an das Finanzamt abführen. Dies kann zu Liquiditätsengpässen führen, wenn die Rechnung nicht zeitnah beglichen wird.

Für KMUs kann die Soll-Versteuerung jedoch auch Vorteile bieten, insbesondere wenn sie selbst lange Zahlungsziele bei Lieferanten haben. Da die Umsatzsteuer bereits abgeführt wird, kann dies zu einem besseren Überblick über die tatsächlich zu erwartende Umsatzsteuerlast führen.

Rechtliche Grundlagen

Die rechtlichen Grundlagen der Soll-Versteuerung finden sich im Umsatzsteuergesetz (UStG), insbesondere in § 16 UStG. Hier wird die Besteuerung nach vereinbarten Entgelten geregelt. Für das Jahr 2024/2025 bleibt die Rechtslage unverändert, sodass weiterhin die Regelungen des UStG gelten.

Unternehmen müssen beachten, dass die Soll-Versteuerung die Standardmethode für die Umsatzsteuer ist, es sei denn, das Unternehmen erfüllt die Voraussetzungen für die Ist-Versteuerung, die in § 20 UStG behandelt wird. In der Regel können Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 600.000 Euro zur Ist-Versteuerung wechseln, was eine Erleichterung in der Liquiditätsplanung darstellen kann.

Praxisbeispiele

  1. Ein Handwerksbetrieb stellt monatlich Rechnungen an seine Kunden aus. Obwohl einige Kunden erst nach 60 Tagen zahlen, muss der Betrieb die Umsatzsteuer bereits im Monat der Rechnungsstellung abführen.
  2. Ein Online-Händler, der Waren auf Rechnung verkauft, nutzt die Soll-Versteuerung. Sobald die Rechnung ausgestellt wird, wird die Umsatzsteuer an das Finanzamt abgeführt, auch wenn der Kunde mit der Zahlung in Verzug ist.
  3. Ein Beratungsunternehmen erstellt eine Jahresrechnung für einen Großkunden. Trotz eines Zahlungsziels von 90 Tagen ist die Umsatzsteuer sofort im Monat der Rechnungsstellung fällig.

Häufige Fehler

  1. Missverständnis der Zahlungsfristen: Viele Unternehmer verwechseln die Fälligkeit der Umsatzsteuer mit der Zahlungsfrist der Rechnung.
  2. Liquiditätsplanung: Unzureichende Planung kann zu Engpässen führen, da die Umsatzsteuer vorfinanziert werden muss.
  3. Wechsel zur Ist-Versteuerung: Fehler beim Wechsel zur Ist-Versteuerung, ohne die Umsatzgrenzen oder andere Voraussetzungen zu beachten.
  4. Falsche Verbuchung: Fehler bei der Buchung der Umsatzsteuer, wenn die Rechnungsausstellung und die Zahlung in unterschiedlichen Besteuerungszeiträumen liegen.
  5. Nichtbeachtung gesetzlicher Änderungen: Unternehmer verpassen Anpassungen in der Gesetzgebung, die Auswirkungen auf die Versteuerungsmethode haben könnten.

Tipps für KMUs

  1. Liquiditätsplanung: Planen Sie Ihre Liquidität sorgfältig, um Engpässe zu vermeiden. Berücksichtigen Sie die Vorfinanzierung der Umsatzsteuer.
  2. Rechnungsstellung: Stellen Sie sicher, dass Rechnungen zeitnah und korrekt ausgestellt werden, um Verzögerungen bei der Umsatzsteuerabführung zu vermeiden.
  3. Ist-Versteuerung prüfen: Überprüfen Sie, ob Sie zur Ist-Versteuerung wechseln können, wenn Ihr Jahresumsatz unter 600.000 Euro liegt.
  4. Finanzielle Reserven: Halten Sie finanzielle Reserven vor, um die Umsatzsteuer auch bei verspäteten Kundenzahlungen abführen zu können.
  5. Beratung nutzen: Ziehen Sie einen Steuerberater zurate, um die für Ihr Unternehmen optimale Versteuerungsmethode zu bestimmen.

Siehe auch

Die Soll-Versteuerung steht im Gegensatz zur Ist-Versteuerung, bei der die Umsatzsteuer erst bei Zahlungseingang abgeführt wird. Diese Methode kann für Unternehmen mit schwankenden oder unregelmäßigen Zahlungseingängen vorteilhafter sein, da sie die Liquidität schont.

Verwandte Begriffe

Ist-Versteuerung